Kräuter geben Gerichten oft erst die richtige Würze. Doch es muss nicht immer die getrocknete Variante aus der Dose sein. Mit ein paar Tipps und Utensilien lassen sich frische Kräuter auch ganz einfach auf dem heimischen Balkon anpflanzen. Die LVZ hat den Kräuterexperten André Freymann von der Wilden Kräuterey in Schleußig gefragt, was dabei alles zu beachten ist.
Vorweg: Generell wird zwischen mediterranen und heimischen Kräutern unterschieden. Diese haben in Bezug auf Sonne, Feuchtigkeit und Boden unterschiedliche Bedürfnisse. Bevor mit dem Kräutergarten zu Hause loslegt wird, sollte man sich also die Frage stellen, was man anpflanzen will und kann.
Welche Kräuter für welche Lage?
Für Süd-Balkone mit reichlich Sonne eignen sich mediterrane Kräuter wie Basilikum, Rosmarin, Thymian oder Salbei. Diese brauchen viel Wärme und sind es gewohnt den ganzen Tag über in der Sonne zu stehen. Für Balkone, die nach Osten oder Westen ausgerichtet sind und damit sowohl sonnige als auch schattige Phasen haben, bieten sich heimische Kräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Kresse oder Minze an. Diese mögen es nicht zu heiß und benötigen mehr Feuchtigkeit. Gut können hier auch Wildkräuter wie Bärlauch angepflanzt werden. Für Nord-Balkone ohne Sonne sind ebenfalls heimische Kräuter zu empfehlen.
Welcher Boden ist der richtige?
Blumenerde aus dem Gartencenter lässt sich problemlos als Boden für den Kräutergarten verwenden. Bei mediterranen Kräutern, die einen durchlässigen und nährstoffarmen Boden benötigen, ist allerdings noch ein wenig Feintuning gefragt. Dazu kann etwas Sand, Kies oder Split unter die Blumenerde gemischt werden, um so für eine gute Durchlüftung des Bodens zu sorgen. Da viele Kräuter empfindlich auf Staunässe reagieren, sollte ganz unten in den Topf zudem eine Schicht gröberer Kies gefüllt werden, damit die Löcher nicht verstopfen und das Wasser gut abfließen kann. Für heimische Kräuter, die es feuchter und nährstoffreicher mögen, reicht ganz normale Blumenerde.
Was soll ich für Töpfe nehmen?
Für einen Kräutergarten eignen sich besonders Töpfe und Balkonkästen aus natürlichen Materialien wie Ton oder Holz. Hier kann die Erde schön atmen und der Ton wärmt sich in der Sonne auf, worüber sich besonders die mediterranen Kräuter freuen. Doch auch in Plastiktöpfen oder -kästen kann ein Kräutergarten gelingen. In diesem Fall können mit einer Bohrmaschine zusätzlich Löcher in die Seite und den Boden der Töpfe gebohrt werden, damit die Erde besser atmen kann.
Generell sollten mediterrane und heimische Kräuter nicht zusammen in einen Topf gepflanzt werden. Es braucht aber auch nicht für jede Kräuterpflanze einen eigenen Topf. Pflanzen mit ähnlichen Bedürfnissen dürfen durchaus zusammen eingetopft werden. Wichtig ist hierbei allerdings, dass sie genug Platz haben. Als Faustregel gilt, dass jede Pflanze ungefähr drei bis fünf Liter Erde benötigt. Zu eng gepflanzt behindern sich die Pflanzen beim Wachstum.
Wie pflege ich die Kräuter? (Gießen, Düngen, Ernten)
Damit die Pflanzen in der Sonne nicht verbrennen, sollte man entweder morgens oder abends zur Gießkanne greifen. Für mediterrane Kräuter gilt: Ein- bis zweimal die Woche kräftig gießen, so dass die Pflanzen kurzzeitig im Wasser schwimmen. Das nächste Mal muss dann erst wieder gegossen werden, wenn die Erde komplett trocken ist. Durch diesen Rhythmus wird das mediterrane Klima mit Starkregen und Trockenperioden nachgeahmt.
Bei den heimischen Kräutern sollte je nach Wetter alle ein bis drei Tage gegossen werden. Wichtig ist hier, dass die Erde immer gut durchfeuchtet ist. So kräftig wie bei den mediterranen Kräutern muss nicht gegossen werden. Generell empfiehlt es sich, die Feuchtigkeit des Bodens immer mal wieder mit den Fingern zu überprüfen. Da die Pflanzen sich Nährstoffe aus der Erde holen, laugt diese mit der Zeit aus. Hin und wieder selbst mit etwas Dünger zu gießen, schadet deshalb nicht.
Beim Thema Ernten gilt die Grundregel, dass man die Pflanze nie ganz abschneiden sollte, sondern immer einen Teil stehen lässt, damit sie neu austreiben und nachwachsen kann. Außerdem sollten die Blätter nicht gezupft, sondern die Stile immer mit einer Schere abgeschnitten werden – wenn möglich, idealerweise knapp oberhalb einer Verästelung.